
Artist: Bingo Crowd
Album: Manners
Label: Crispin Glover Records
VÖ: 12.09.2025
Bingo Crowd melden sich nach 17 Jahren mit Manners zurück
Nach fast zwei Jahrzehnten Stille liefern Bingo Crowd mit Manners ein dunkles, hypnotisches Album zwischen „depressiver Disco“ und Nügoth.

Es gibt Bands, die Alben im Jahrestakt raushauen – und es gibt Bingo Crowd. Ganze 17 Jahre nach ihrem Debüt Sinecure erscheint mit Manners der zweite Streich des norwegischen Trios. Und wie immer bei dieser Truppe läuft die Zeit etwas anders, eher traumartig, eher nach der „Logik des Unwahrscheinlichen“ als nach Kalender. Dass die Jungs aus Snåsa dafür keine Referenz an Manchester, Factory oder Mute brauchten, macht die Sache nur noch charmanter. Stattdessen haben sie sich ihre eigene Nische gezimmert: aus schweren Metal-Riffs der Anfangstage, Brian-Eno-Erleuchtungen und einer Prise analogen Synth-Zaubers.
Das Ergebnis klingt tatsächlich wie „depressive Disco“, nur viel besser. Manners ist ein düster-schillerndes Album, das mit hypnotischen Loops, schwelgerischen Melodien und plötzlichen Ausbrüchen spielt, als wären sie sorgfältig geplante Zufälle. Tension und Release ziehen sich wie ein unsichtbarer roter Faden durch die zehn Songs – mal stoisch, mal eruptiv, aber immer auf einem Niveau, das nie ins Banale kippt. Produzent Alan Moulder, sonst eher bei Nine Inch Nails oder Interpol beschäftigt, attestiert der Band „eine dunkle Energie“ – und die ist in jeder Note spürbar.
Highlights wie „Mapmaker’s Dream“ oder „Pyramide“ zeigen, dass Bingo Crowd den Balanceakt zwischen Eingängigkeit und Abgründigkeit perfektioniert haben. Manchmal klingt es wie eine Parallelwelt, in der Joy Division nie aufgehört haben zu existieren, sich aber heimlich in Synth-Katakomben verzogen haben. Dass die Band sich selbst nicht zu ernst nimmt – siehe Songtitel wie „Litjtaltj“ – lockert das Ganze angenehm auf.
Unterm Strich ist Manners kein Album, das man einfach im Hintergrund dudeln lässt. Es fordert, zieht hinein, schiebt hinaus und lässt dich mit einem Gefühl zurück, irgendwo zwischen Nebel, Nacht und einem Tanzboden, den niemand jemals wischen wird. Acht von zehn Punkten sind da fast zu wenig – aber perfekt, um die Dringlichkeit dieser Rückkehr zu würdigen.
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