MINERALL liefern mit „Strömung“ hypnotischen Psychedelic-Jam, der seine Kraft aus Spontanität und spacigem Zusammenspiel schöpft.

Wenn ein Geburtstag zur Jam-Session wird und aus der Improvisation ein Album erwächst, dann ist man entweder im Jazz… oder bei MINERALL gelandet. „Strömung“ ist das zweite psychedelische Kind eines zweitägigen Studio-Happenings im Januar 2023 – aufgenommen bei Yannick Aderb im Buffbergen-Studio. Und was damals nur ein Geburtstagsgruß in Klangform war, entfaltet nun über zwei ausufernde Stücke hinweg eine eigene Gravitation.

„Strömung“ (Track wie Album) beginnt nicht, es entsteht. Die drei Musiker – Marcel Cultrera an der Gitarre, Tommy Handschick an den Drums und der omnipräsente Sula Bassana an Bass und Synths – lassen den Klang aus sich heraus wachsen. Mal pulsierend, mal schwebend, dann wieder mit einer gewissen Krautrock-Stoik – aber nie hektisch oder überambitioniert. Hier regiert das Prinzip: Lass geschehen, was geschehen will.

Was MINERALL dabei besonders macht, ist diese fast schon telepathische Verbindung untereinander. Man merkt dem Sound an, dass hier keine Songs geschrieben, sondern Atmosphären geschaffen werden. „Strömung“ und „Welle“ tragen ihre Titel zurecht – alles fließt, alles ist Bewegung. Die Tracks laufen jeweils knapp über 20 Minuten, was in jeder anderen Konstellation zur Geduldsprobe werden könnte. Nicht so hier. Jeder Abschnitt bringt neue Klangfarben, kleine Spannungsbögen, behutsame Tempowechsel – mal mit fuzzigem Gitarrendruck, mal mit sphärischen Synths, dann wieder mit einem Drumming, das zwischen Stoizismus und subtiler Eskalation balanciert.

Produktionstechnisch bleibt man angenehm roh. Der Livecharakter wurde nicht glattgebügelt, sondern zelebriert. Kein Wunder: Die Aufnahmen waren ursprünglich nicht für die Veröffentlichung gedacht – was der Musik paradoxerweise eine Echtheit verleiht, die man nicht nachträglich produzieren kann.

MINERALL ist ein Projekt, das sich nicht erklären lässt, sondern nur im Hören erfahrbar wird. Wer „Bügeln“ mochte (die erste Platte aus den Buffbergen-Sessions, mittlerweile vergriffen), wird „Strömung“ lieben. Und wer sich auf die Langform psychedelischer Improvisation einlässt, wird hier viel entdecken.

Bewertung: 8.5 von 10 – weil Jam selten so zielgerichtet wirkt und weil Strömung genau das ist, was der Name verspricht: ein Sog.

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