MC50 zünden mit „10 More“ ein Live-Album, das den radikalen Geist von MC5 erneut entfacht und zeigt, wie zeitlos rebellisch diese Songs geblieben sind.

Wenn du dachtest, der MC5-Mythos hätte sich irgendwann erschöpft, liefert dir MC50 mit „10 More“ einen ziemlich deutlichen Gegenbeweis. Das Album ist – obwohl aus Mitschnitten von 2018 – kein nostalgischer Museumsrundgang, sondern ein wilder Ritt durch die DNA einer Band, die Rockmusik einst neu kalibrierte. Die Allstar-Truppe um Wayne Kramer wirkt dabei weniger wie ein Denkmal-Komitee und mehr wie ein voll funktionsfähiges Kraftwerk, das seine Turbinen auf Anschlag dreht.

Dass „10 More“ als Ergänzung zu „Heavy Lifting“ funktioniert, merkt man sofort: Hier wird nicht die Setlist wiederholt, sondern erweitert, vertieft und mit jener ungestümen Direktheit gespielt, die Classic Rock so treffend als „Killertracks“ bezeichnet hat. Die zeitlose Wucht der MC5-Songs wird nicht konserviert, sondern erneut entzündet – und zwar so kompromisslos, dass man fast vergisst, dass diese Aufnahmen aus Seattle, Cincinnati und Hamburg stammen und nicht aus einem verrauchten Club irgendwo im Detroit der späten 60er.

Besonders bemerkenswert ist, wie frisch die Band klingt. Die Mitglieder stammen aus Ikonen-Gruppen wie Soundgarden, Pearl Jam, Faith No More oder Fugazi – und an keiner Stelle wirkt das nach „Ersatzbank“. Im Gegenteil: Die Spielfreude schmirgelt den historischen Konturen der Songs eine neue Schärfe ein. Diese Band remixt die Vergangenheit nicht, sie beamt sie in die Gegenwart.

Das Material deckt alle drei Originalalben ab und streift dazu mit dem Ray-Charles-Cover „I Believe to My Soul“ die Wurzeln, aus denen der MC5-Sound einst erwuchs. Nichts wirkt museal, nichts wirkt bemüht. Stattdessen entsteht ein Live-Dokument, das das Vermächtnis einer revolutionären Rockband nicht nur ehrt, sondern weiterträgt. Oder anders gesagt: „10 More“ ist das Gegenteil einer Vertretungsstunde – das hier ist Unterricht vom Original.

Mit 8/10 ist klar: Das Album richtet sich nicht nur an Archivliebhaber, sondern auch an neugierige Hörer, die verstehen wollen, warum MC5 bis heute als Sprengsatz in der Rockgeschichte gelten. Und ja: Diese Dringlichkeit spürst du immer noch.

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