Artist: Novembre
Album: Words Of Indigo
Label: Peaceville
VÖ: 07.11.2025
Novembre melden sich mit „Words Of Indigo“ eindrucksvoll zurück
Novembre kehren nach langer Pause mit einem atmosphärischen, detailverliebten Doom/Death-Opus zurück, das ihre Stärken neu definiert.
Neun Jahre Funkstille sind in der schnelllebigen Metalwelt ein kleines Jahrhundert. Doch statt Staub anzusetzen, wirken Novembre auf *Words Of Indigo*, ihrem neunten Studioalbum, so wach und inspiriert, als hätten sie die komplette Zeit über heimlich an einer neuen Form von melodischem Doom/Death gefeilt. Pünktlich zum 35. Jubiläum der ursprünglichen Catacomb-Ära präsentieren sie ein Werk, das mit satter Erfahrung, frischem Personal und hörbarer Lust an epischer Atmosphäre aufwartet.
Schon nach wenigen Minuten wird klar: Dieses Album ist kein bloßes Comeback, sondern ein Neuabgleich der eigenen DNA. Die Band taucht tief in das Wechselspiel aus Härte und Zerbrechlichkeit ein, das sie seit den Neunzigern begleitet – nur diesmal mit noch filigranerer Klangarchitektur. Die Riffs pendeln zwischen wuchtiger Schwere und melancholischer Eleganz, während die Vocals die emotionale Temperatur präzise austarieren. Dass Carmelo Orlando offenkundig immer noch ein Händchen für große Melodien hat, beweist nicht zuletzt der Vorabsong *Your Holocene*, dessen Grundidee sich laut ihm quasi selbst geschrieben hat. Der catchy 80s-Charme des Hauptmotivs fügt sich überraschend organisch in das düstere Gesamtgewebe ein.
Die neue Besetzung wirkt wie ein frischer Sauerstoffstoß: Fabio Fraschini und Alessio Erriu bringen neue Dynamik in Bass- und Gitarrenarbeit, während Federico Albanese und Drummer Yuri Croscenko das Klangbild erweitern, ohne den charakteristischen Novembre-Sound zu verwässern. Besonders gelungen ist die Integration von Ann-Mari Edvardsen, die der atmosphärischen Hymne *House of Rain* ihre unverwechselbare Stimme leiht und damit einen der emotionalen Höhepunkte des Albums setzt.
Produzent Dan Swanö hat das Ganze wie gewohnt chirurgisch präzise veredelt – transparent, druckvoll, aber niemals steril. Jede Schicht, jedes Layering aus Melancholie, Wucht und zarter Instrumentierung wirkt schlüssig miteinander verzahnt. Travis Smiths Artwork rundet die Erfahrung perfekt ab und spiegelt die ästhetische Richtung des Albums visuell wider: dunkel, poetisch, aber voller feiner Nuancen.
*Words Of Indigo* ist kein Album, das sofort explodiert – es entfaltet sich langsam, wie ein spätes Abendlicht über einer herbstlichen Landschaft. Doch wenn es sich entfaltet, dann mit Anmut und einer Tiefe, die man in dieser Form nur von einer Band erwarten kann, die seit Jahrzehnten am Rand zwischen Licht und Schatten wandelt. Es ist ein würdiger, klanglich anspruchsvoller Neustart, der zeigt, dass Novembre noch lange nicht zum alten Eisen gehören.
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