Artist: Spock's Beard
Album: The Archaeoptimist
Label: Madfish
VÖ: 21.11.2025
Spock’s Beard sprengen erneut die Grenzen ihres Universums
Spock’s Beard melden sich mit „The Archaeoptimist“ beeindruckend zurück und beweisen, dass Prog auch nach 30 Jahren noch frisch, frech und furchtbar lebendig sein kann.
Wenn eine Band nach über 30 Jahren immer noch klingt, als hätte sie gerade erst entdeckt, wie viel Spaß Chaos machen kann, dann sitzt du bei Spock’s Beard in der ersten Reihe. „The Archaeoptimist“, das erste Studioalbum beim neuen Label Madfish, zeigt die Band in einer Form, die irgendwo zwischen Genie, Wahnsinn und perfektionistischer Spielfreude schwebt. Statt sich gemütlich auf ihrem Vermächtnis auszuruhen, zieht das Quintett die Schrauben einfach noch fester an – und schaut grinsend zu, wie alles in faszinierendem Prog-Gewitter explodiert.
Im Zentrum steht Ryo Okumoto, der hier nicht nur die Tasten malträtiert, sondern als kreativer Dirigent eine deutlich hörbare Handschrift hinterlässt. Gemeinsam mit Co-Writer Michael Whiteman sowie Band-Urgesteinen Alan Morse und Ted Leonard hat er ein Album gebaut, das wie ein überdrehter, aber hochpräziser Klangapparat funktioniert. Die Songs wirken, als wären sie gleichzeitig sorgfältig verschachtelt und von einem Genie mit einem anarchischen Sinn für Humor entworfen worden.
Spock’s Beard hauen dir verrückte Taktarten, wahnwitzige Chorstimmen und Passagen um die Ohren, bei denen du dich fragst, ob irgendjemand dabei überhaupt noch atmet. Gleichzeitig bleibt sich die Band in ihrem ureigenen Stil treu: melodisch, warm, komplex – aber nie bloß nostalgisch. „The Archaeoptimist“ ist kein Rückzug in alte Muster, sondern eine frische Feinjustierung ihres Sounds, der weiterhin genauso viel Kopf wie Herz fordert.
Dass die Aufnahmen in den Home-Studios der Mitglieder entstanden sind, merkt man dem Album nicht an – im Gegenteil. Rich Mouser, der gefühlt ein fester Bestandteil des Beard-Kosmos ist, verpasst dem Material ein Mix- und Mastering-Gewand, das gleichzeitig klar, druckvoll und luxuriös klingt. Es ist genau die Art audiophiles Finish, die diese energiegeladenen Arrangements brauchen, um ihre volle Wucht entfalten zu können.
Am Ende steht ein Werk, das die Tradition von Yes, Gentle Giant oder Genesis respektiert, ohne darin kleben zu bleiben. Die überlangen Kompositionen, die dramaturgische Kurve und diese Mischung aus Virtuosität und ironischer Leichtigkeit machen „The Archaeoptimist“ zu einem der stärksten Beard-Alben der letzten Dekade. Es ist eine Reise, die man mehrfach antreten will – nicht weil man beim ersten Mal etwas verpasst, sondern weil sie einfach verdammt viel Spaß macht.
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